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Lucy Fricke "Töchter"


Beim Bügeln habe ich in eine Wiederholung des Literaturklubs vom 26.06.2018 auf 3sat geschaltet, in dem gerade das letzte Buch in der Runde, und zwar Eric Vuillard's "Der Tod ist ein mühseliges Geschäft" besprochen wurde. Diese Besprechung hat mich nicht für das Buch begeistert, jedoch fand ich in der Liste der besprochenen Bücher ein anderes, das mich reizte, es zu lesen - das war Lucy Fricke's "Töchter".

 

In dem Buch geht es um zwei Frauen, zwei Freundinnen in den Vierzigern, Martha und Betty. Die eine soll ihren todkranken Vater zur Sterbehilfe in die Schweiz mit dem Auto fahren und die andere begleitet sie dabei. So entwickelt sich eine wendungsreiche Fahrt von Deutschland in die Schweiz über Italien bis nach Griechenland, ein Roadtrip mit vielen Überraschungen.

 

Es geht um Freundschaft, um Vater-Tochter-Beziehungen, um Enttäuschungen des Lebens und nichtsdestotrotz nie aussterbender Hoffnung - es geht um die Mitte des Lebens und die Bilanz, die man bis dahin ziehen könnte...

 

Martha und Betty sind dabei so normal und so gestört wie jeder von uns normal und gestört sein könnte. Sie versuchen auf ihrer Reise der eigenen Realität zu entfliehen und sind gleichzeitig auf der Suche nach ihr, und das insbesondere ist die Suche nach der Realität im Verhältnis zu ihren Vätern. Sie sind resigniert, aber irgendwie positiv resigniert, wenn das möglich ist. Sie wissen um all die Schwächen und das Chaos ihres Lebens. Sie sind verzweifelt, ohne dabei ganz zu verzweifeln.

 

Ein Buch, das mich zum Ende zu Tränen rührt, und das ist eigentlich, was mich schlussendlich für das Buch einnehmen sollte - tut es aber nicht im Ganzen. Ein Buch, in dem man nicht wie in einem Buch versinkt, sondern das sich wie ein Roadmovie liest, bei dem sich die Geschichte beim Lesen tatsächlich schon so vor meinen Augen abspielt.

 

Ja, "Töchter" liest sich wie ein Film, aber ein guter Film.

 

Deshalb bleiben vier von fünf Miezen:

 

Lucy Fricke "Töchter", Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 7. Auflage Juli 2018, 237 Seiten, ISBN 978 3 498 02007 1


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