· 

Angelika Klüssendorf "April"


Leseanlass

Zweiter Teil einer Trilogie, mit dem ersten Teil "Das Mädchen" und dem dritten Teil "Jahre später" (Rezension folgt demnächst).

Inhalt

Das Mädchen gibt sich in diesem zweiten Teil selbst den Namen April. Wir lernen sie als junge Erwachsene kennen und erleben sie zwischen ihrem circa 18. und 24. Geburtstag. Sie hat ein vom DDR-Staat zur Verfügung gestelltes Zimmer zur Untermiete, "verordnete" Arbeitsstellen, verschiedene Männerbekanntschaften. Sie versucht sich umzubringen. Sie hat eine eigene Familie mit Mann Hans und Sohn Julius. Sie stellen einen Ausreiseantrag, der nach längerer Wartezeit auch bewilligt wird. Sie wohnen in Westberlin. Schließlich trennen sich Hans und April. Der Roman endet mit einer scheinbar erfüllten Beziehung zu Michael, einem Künstler, einer Italienreise und der Zusage eines Literaturstipendiums.

Meine Kritik

Wie auch schon im ersten Teil "Das Mädchen" nutzt auch hier Angelika Klüssendorf eine schnörkellose Sprache. Sie lässt Szenen und Handlung wirken. April steht dabei ganz im Mittelpunkt der Geschichte.

 

Die Handlung wird kaum durch ein Innenleben der Figuren untermalt und steht für sich, so dass der Leser nahezu völlig auf sich allein gestellt das Geschehen aufnehmen muss, vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen und Einstellungen, seines Alters, seines Geschlechts...

 

Erklärungen, Absichten, Kommentare, Füllstoff - Fehlanzeige. Ich als Rezipient bin mir selbst überlassen, mir aufgrund des Beschriebenen ein Bild von April und den weiteren Figuren zu machen. Natürlich muss man nicht "Das Mädchen" unbedingt vor "April" gelesen haben. Aber wie im wirklichen Leben ist das Wissen um die komplette Kindheitsgeschichte - also damit auch das Lesen des Vorgängerromans - sinnvoll, um die Person April und ihr Handeln in Gänze zu begreifen.

 

Mir fehlt beim zweiten Teil der Trilogie etwas, ich bin emotional nicht richtig in der Geschichte - worin auch immer das genau begründet ist, kann ich nicht sagen. Die Geschichte gleitet vor sich hin, aber ich bin nicht wirklich drin. Nichtsdestotrotz gefallen mir immer noch die nüchterne Sprache und der reduzierte Sprachstil, auch, dass mich der für einen Roman eher ungewöhnliche Präsens live am Leben der April teilnehmen lässt.

Angelika Klüssendorf, April, FISCHER Taschenbuch, Frankfurt am Main, Januar 2016, 3. Auflage: November 2018, 219 Seiten, ISBN 978-3-596-03316-4

Kommentar schreiben

Kommentare: 0