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Hape Kerkeling "Der Junge muss an die frische Luft"


Hape Kerkeling "Der Junge muss an die frische Luft"
Leider sind die Bilder in der Innenklappe von der Bücherei überklebt.

Leseanlass

Hape Kerkeling ist einfach sympathisch, ich hatte schon „Ich bin dann mal weg“ gelesen und gesehen, und Buch, Autorname und Titel fielen mir – wieder mal – in der Bücherei in Zellingen (kann ja gleich hier einen Dauerlink setzen) sozusagen „in die Augen und Hände“.

 

Inhalt

Eine Teil-Autobiografie Kerkelings, in der er sich mit seiner Kindheit und seinem Aufwachsen auseinandersetzt. Prägendes und dominierendes Thema im Buch ist die Depression (wie auch schon im zuvor gelesenen Buch "No & ich"  von Delphine de Vigan) und der Selbstmord der Mutter (da war Hape Kerkeling acht).

 


Kritik

Ein – für mich – so positiv besetzter Name wie Hape Kerkeling bringt eine gewisse Erwartungshaltung mit. Ach, jetzt hat der also noch ein Buch geschrieben, ach, und der läuft im Kino, hoch gelobt! Meine Erwartungshaltung ist hoch, und die Fallhöhe somit möglicherweise tief - das Staubkorn in diesen ganzen Lobhudeleien und bei diesem Erfolg muss gefunden werden.

 

Ich starte also in dieses Buch skeptisch - bei aller Sympathie gegenüber Herrn Kerkeling und vor allem dem gegenüber, was er als Komiker geliefert hat (ich mag seinen Humor als Herr Schlämmer, als Königin Beatrix 😉…), und ich fühle mich in meiner Skepsis die ersten Kapitel bestätigt – die einleitenden Worte über seinen Namen, mh, muss nicht sein, der Besuch im Garten Gethsemane, gut, na ja, schön, seine Arbeit bei der AIDS-Hilfe in Mosambik, okay, anerkennenswert.

 

Doch dann führt Kerkeling mich, den Leser, langsam hinüber in das Eigentliche, worüber er berichten will… Es ist nicht so, dass er die Schwere und das Prägende des tief depressiven Zustands seiner Mutter nicht wahrnimmt und es mich, den Leser, nicht wahrnehmen lässt. Nein, es ist sogar zu klar und ganz offensichtlich. Aber der traurigen Verfassung seiner Mutter wirft er schon als Kind eine nur einem Kind mögliche, aber nicht zwingend vorhandene Leichtigkeit entgegen, die er hinübernimmt in die Beschreibungen des ganzen Leids aus der Sicht als Erwachsener. Bravo!

  

Und wie gelassen, heiter, ja milde und liebevoll Hape Kerkeling auf das Erlebte zurückblickt. Entschuldigung - Hans-Peter als Kind: „…Topfschnitt, eine Hornbrille mit Panzergläsern, außerdem bunte Pullunder, die ich eng am Leib trage, und dicke Pausbacken in meinem Gesicht. Ich sehe aus wie eines der dicken lustigen Kinder aus den herrlichen schwedischen Fernsehserien.“ (S.245)

 

Er war also rein äußerlich nicht unbedingt, was man in beliebt ummünzen würde – und was nicht unbedingt - ausgenommen seines Talentes -  als zusätzlicher Garant für seinen späteren Erfolg hätte angerechnet werden können. Eher war er als Kind wohl jemand, der Ausgrenzung, Hänseleien und Mobbing erfuhr. Aber nein, solche Sachen erwähnt Kerkeling wenn nur andeutungsweise und wischt sie mit einem „Schwamm drüber“ beiseite. Vielmehr hält er in seinen Erinnerungen fest an den Leuten, die an ihn glaubten, und an dem, was sie für ihn taten: allen voran seine beiden Omas. Ja, er hatte immer, immer Menschen, die ihm Halt gaben und ihn im richtigen Moment an die Hand nahmen und ihm schon früh Großes zutrauten, er ist und bleibt – so wohltuend! – ein unverbesserlicher Optimist.

 

Und deshalb nur anfängliche Staubkörner und schlussendlich gibt es natürlich:

fünf Miezen!

Hape Kerkeling, Der Junge muss an die frische Luft, Meine Kindheit und ich, Piper Verlag GmbH, München, 7. Auflage 2014, 311 Seiten, ISBN 978-3-492-05700-4


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