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Sally Rooney "Gespräche mit Freunden"


Leseanlass

Beim Stöbern in der Bücherei entdeckt (aus gegebenem Anlass geschlossen), Spiegel-Bestseller 2019 und Debüt von einer jungen, hoch gelobten irischen Schriftstellerin


Inhalt

Frances ist eine kühl-rationale und sehr genau beobachtende junge Frau, die sich während ihres Studiums in Dublin nebenbei als Schriftstellerin versucht. Mit ihrer Ex und jetzt besten Freundin, der schönen und egozentrischen Bobbi, führt sie ihre Texte bei Spoken-Word-Events und Performances in Kneipen und Kleinkunstbühnen auf. An einem Abend lernen die beiden das gut zehn Jahre ältere Ehepaar Melissa und Nick kennen, eine Fotojournalistin und einen Schauspieler. Sie treffen sich bei Veranstaltungen, zum Essen, führen Gespräche. Persönlich und online diskutieren sie über Sex, Freundschaft, Kunst und Literatur, Politik und Gender und, natürlich, über sich selbst. Während Bobbi von Melissa fasziniert ist, fühlt sich Frances immer stärker zu Nick hingezogen, dem verheirateten Mann… (Klappentext) 


Mieze-Kritik, Handicap-Fassung zum Zweiten.

Hast du jemals das Gefühl, nicht zu wissen, was du mit deinem Leben anfangen sollst?, fragte ich…Manchmal geht es mir so. (S.248)

 

Eines vorneweg: Bei allem, was unten an Kritik folgt: „Gespräche mit Freunden“ liest sich locker-leicht und flüssig.

Und deshalb durchaus lesenswert. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

 

Dennoch kann mich Sally Rooney mit dieser locker-flockigen Art nicht überzeugen.

 

 

So viele Romane in der Ich-Perspektive geschrieben habe ich in den vergangenen Monaten gelesen und für gut befunden :-). Hier finde ich sie ungemein einschränkend, denn

  • die 21jährige Frances, aus deren Perspektive erzählt wird, ist sooo sehr mit sich und ihren (Liebes)Beziehungen beschäftigt, dass ich es irgendwann nicht mehr lesen mochte und Absätze übersprang, dabei
  • lässt die Autorin Themen, die mich viel mehr interessieren würden, offen:

 

 

 

 

Was ist wirklich mit Frances‘ Vater, der Alkoholiker ist, los?

 

Warum ist das Verhältnis zu ihrer Mutter seltsam distanziert?

 

Was ist mit Frances selbst los? Ist sie depressiv oder hat sie eine Persönlichkeitsstörung?

 

 

So kreist die Autorin um das vierblättrige Freundeskleeblatt Francis, Bobbi, Nick und Melissa und um ihre Gespräche in allen möglichen modern-digitalen und auch analogen Formen, als ob sie darin das Zentrum des Universums wären – für eine Romanlänge von fast 380 Seiten für mich zu ausgeweitet.

 


Sally Rooney "Gespräche mit Freunden", Aus dem Englischen von Zoe Beck, Luchterhand Literaturverlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, 1. Auflage München 2019, 378 Seiten, ISBN 978-3-630-87541-5

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