Rachel Carson "Magie des Staunens"

Dieses schmale Bändchen mit dem wundersamen Titel „Magie des Staunens“ hat eigentlich nur 68, dazu zum Teil bebilderte Seiten, mit dem Nachwort eines der Übersetzer Wieland Freund sind es 84. Ich kann nicht mehr genau sagen, wie ich auf Rachel Carsons Text aufmerksam wurde. Ich glaube, ich hatte eine kurze Rezension von „Deutschlandfunk Kultur“ gelesen und mir den Titel auf einem Zettelchen auf meinen Schreibtisch ge- und damit lange Zeit verlegt. Jetzt also wiederentdeckt und flugs bestellt (Buchhandlung 13 ½, Würzburg) und flugs gelesen.

Das Leseerlebnis beginnt schon beim Auspacken: der Einband in bedrucktem Leinen (anfassen, drüberstreichen, riechen)! Die Bilder: fast meditative, zumindest ruhige Naturmalereien von Johann Brandstetter (anschauen, betrachten)! Und dann: der Inhalt! - Rachel Carsons Empfehlungen, wie wir – als Erwachsene, als Eltern, als Erzieher … – die Liebe zur Natur (wieder)entdecken und sie schließlich Kindern vermitteln können. Dabei sind ihre Ratschläge so simpel wie klug, so einfach wie logisch und auf eine sehr angenehme, ruhige und zurückgenommene Art und Weise verfasst, nicht so mit imperativem Finger erhoben, wie ich sie hier kurz zusammenfasse:

(Dies sollte Euch aber nicht das Lesen dieses kleinen Schatzes „Magie des Staunens“ ersparen):

Schafft gemeinsame Erlebnisse und habt Spaß daran! Nehmt „Umstände“ in Kauf (auch mal des Nachts oder vor Sonnenaufgang oder im Regen in die Natur). Erfindet Spiele in der Natur. Seid empfänglich: Nicht wissen, sondern fühlen ist wichtig - über das Fühlen kommt das Wissenwollen von alleine. Übt Zweisamkeit in der Natur, ein Kind braucht eine erwachsene Begleitung, die mit Begeisterung und Entdeckung dabei ist - bewahrt euch das Staunen, besonders auch für die kleinen Dinge (Lupe nicht vergessen 😊). Nutzt all eure Sinne, hören, sehen, fühlen, tasten. Beobachtet und denkt nach. So könnt Ihr und so kann jeder die Natur auch als Kraftreserve entdecken, genießen und vermitteln.

Zur Person noch: Rachel Carson ist keineswegs eine quasi moderne, angesagte Autorin, obwohl man ihre inhaltliche Reduziertheit in so „Events“ wie Waldbaden wiederfinden könnte, wenn man wöllte. Geboren 1907 wurde sie mit ihrem Buch „Silent spring“ Anfang der 1960er Jahre eine der wichtigsten und ersten Umweltaktivistinnen (beginnend mit dem Kampf gegen das Pflanzenschutzmittel DDT).  Vorher war sie schon längst eine erfolgreiche Schriftstellerin in der Tradition des nature writing, was auch in diesem kleinen Essay durchblitzt. Dieses Büchlein erschien im Jahr nach ihrem frühen Tod 1964.