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Bernhard Schlink "Sommerlügen"


Mieze-Kritik zu Bernhard Schlink "Sommerlügen"

Meine Leseerwartung an diesen Erzählband, bereits 2010 erschienen, war eine ganz und gar optimistische. Der Titel „Sommerlügen“ versprühte trotz der zu erwartenden Lügengeschichten etwas Positives so mitten im nebliger und ungemütlicher werdenden (Corona)Herbst – ich erhoffte mir noch etwas von der Leichtigkeit und Wärme eines Sommers gepackt in Geschichten, die (Lebens)lügen menschelnd entlarven und aufzeigen.

 

Nun, das ist immer so ein Ding mit Erwartungen, die enttäuscht werden können, und eine Krux mit Sammelbänden von Geschichten, die wenn möglich mit jeder Geschichte eine gleichmäßige Spannung und Lesefreude erzeugen sollen.

 

Das Lesen der sieben Geschichten, der sieben "Sommerlügen" von Bernhard Schlink, an sich fiel leicht. Tatsächlich ist es so, dass hier Lügen jeglicher Art beschrieben werden: Der Mann, der seiner neuen Liebe verschweigt, dass er auch nicht wegen ihr aus seinem alten Leben ausbrechen wird. Oder der, der seine Frau mit einer Kette von Lügen von der Außenwelt abschirmt. Die Frau, die sich ihr Leben lang selbst belogen hat, um sich vielleicht vor der Einsicht zu schützen, dass sie sich in ihrer Jugend für den falschen Mann entschieden hat und so weiter und so fort - - -

 

Doch die Leichtigkeit geht Bernhard Schlink völlig ab. Der Erzähltonus ist ein gleichmäßiger, ruhiger, unaufgeregter. Dabei verströmt jede Geschichte etwas Trauriges, ja fast Depressives – nirgendwo verstreut Bernhard Schlink eine Prise Humor, die mich zum Schmunzeln verleitet oder etwas den Ernst der Geschichten nimmt.

 

Alles Lügen, die so gar nicht durch ein bisschen Hoffnung entlastet werden.


Bernhard Schlink, Sommerlügen, Diogenes Verlag AG Zürich, 2010, 279 Seiten, ISBN 978 3 257 06753 8

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