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Thea Dorn "Trost"


Die Schriftstellerin Thea Dorn, geboren 1970 als Christiane Scherer, ist darüber hinaus Literaturkritikerin und seit März 2020 Gastgeberin des „Literarischen Quartetts“ im ZDF. 


Darum geht es...

Johannas Mutter stirbt im Krankenhaus, an Corona, allein. Johanna darf sie nicht mehr besuchen, nicht mehr sehen, nicht bei ihr sein. Eine oft beiläufig gestellte Frage auf einer Postkarte ihres ehemaligen Philosophieprofessors ‚Wie geht es Dir?‘ löst den Knoten zu wutentbrannten Briefen. 

 

Die weiteren Antworten ihres Freundes - spezielle Postkartenmotive mit meist nur einer einsamen Frage darauf – empfindet sie weiter eher als Provokationen, mehr und mehr sind sie für Johanna jedoch Anregungen, sich mit ihrer Trauer, ihrer Wut und ihrer Verzweiflung angesichts der Lage der allgemeinen und ganz persönlichen Dinge auseinanderzusetzen. 


Mieze-Meinung zu Thea Dorn "Trost"

Johannas Weg der Trauerbewältigung über den einsamen Tod ihrer Mutter ist es, Briefe zu schreiben. In ihnen darf sie wüten und Wut ablassen. Sie darf toben über ihre Mutter, über die Seuche und die damit verbundenen Be- und Einschränkungen, über ihr Kollegium. In ihnen beginnt sie aber auch über die alten Philosophen Sokrates, Seneca, Platon und über deren Zugang zum Leben, zum Sterben und zum Tod zu sinnieren…

 

In jeglicher Form reflektiert Johanna dabei über das Thema Trost: Wer oder was tröstet? Was ist tröstlich? Ist Musik tröstlich? Hätte Johanna ihrer Mutter am Sterbebett noch Trost spenden können? Wie spendet man Trost? War es für Johannas Mutter schließlich wenigstens noch tröstlich, vor der Tochter zu sterben? Ist es Trost, einer Sterbenskranken vorzugaukeln, dass der (eigentlich aussichtslose) Kampf gegen die Krankheit noch zu gewinnen wäre? Lebt es sich tröstlicher mit dem Glauben, nach dem Tod weiterzuleben? Warum sagen wir im Deutschen ‚Du bist nicht ganz bei Troste‘, wenn wir meinen ‚Du bist nicht bei Verstande‘...

 

Nun, ich bin mit diesem Buch nicht wirklich warm geworden. Woran lag es möglicherweise? 

 

Ich konnte zum einem dem Stilmittel des Briefromans nichts abgewinnen. Zum anderen fand ich Johannas harschen Ton über weite Strecken gewöhnungsbedürftig. Es fehlten mir das spürbare und lesbare Gefühl und die erinnernde Nähe zur Mutter, für mich eine zu verkopfte Auseinandersetzung mit dem Thema Tod, Sterben und Trost. 


Thea Dorn, Trost, Penguin Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, 1. Auflage München 2021, 172 Seiten, ISBN 978 3 328 60173 9

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