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Marieke Lucas Rijneveld "Was man sät"


Ich kann dieses Buch nicht zu Ende lesen. Ich bin bis Seite 215 (von 317) gekommen. Das ist weit, finde ich. (Und möchte deshalb eine Triggerwarnung aussprechen.)


Warum und somit: Worum geht es?

Marieke Lucas Rijneveld "Was man sät"
Marieke Lucas Rijneveld "Was man sät"

"Was man sät" dreht sich um das Mädchen Jas/Jacke und dessen calvinistische Familie, die auf einem Bauernhof lebt.

 

An einem Dezembertag kurz vor Weihnachten – Jas/Jacke ist da gerade zehn – verliert sie den Bruder und Sohn, Matthies, durch einen Unfall beim Schlittschuhlauf. Die Familie hüllt sich in Schweigen. Jeder macht die Trauer irgendwie mit sich selbst aus.

 

Jas/Jacke, die sich immer mehr einigelt – symbolisch in ihrer Jacke, die ganz und gar nicht mehr ihre Verdauung kontrollieren kann oder will und die sich mehr und mehr Gedanken darüber zerbricht, wer in der Familie wie als nächstes stirbt.

 

Der große Bruder Obbe, der nachts den Kopf gegen das Bett schlägt und mehr und mehr Lust daran empfindet, grausame und sadistische Spielchen mit Tier und Mensch zu veranstalten.

 

Die kleine Schwester Hanna mit blutig gekauten Fingerkuppen und deren Barbiepuppen das Lachen aus den Gesichtern gekratzt ist.

 

Die Mutter, die immer weniger isst und die kalt wird wie Eis ihren drei lebenden Kindern gegenüber. 

 

Der Vater, der nichts mehr kennt als Stall und Kühe und Kirche und Gott und seines und sein eigenes Wort.


Meine Gedanken zu „Was man sät“

Zerbricht diese Familie an dem Tod von Matthies? War sie denn vorher eine richtige Familie? Oder war sie ein Konstrukt aus Glauben, ritualisierter Religiosität und Strenge?

 

An allen Ecken und Enden dieser Familie fehlt es an einem: an Liebe und an einem geöffneten Blick für den anderen. Dafür aller paar Seiten Bibelsprüche, die die Familie für jede nur denkbare Gelegenheit parat hat.

  

Rettet den Roman die bildgewaltige Sprache der Autorin? Für mich nicht, denn sie transportiert das ja alles. Und das ganz schön heftig. 


Marieke Lucas Rijneveld, 1991 in Nord-Brabant geboren, gilt als eine der wichtigsten jungen niederländischen Stimmen. 2015 veröffentlichte sie ihren preisgekrönten Lyrikband Kalfsvlies. 2019 erschien ihr zweiter Lyrikband Fantoommerrie. Rijneveld lebt in Utrecht und arbeitet nebenher auf einem Bauernhof. Für ihren Debütroman Was man sät erhielt sie 2020 den International Booker Prize. (Dies dem Buch entnommen)

 

Hier ein Interview zum Buch mit der Autorin vom swr.


Marieke Lucas Rijneveld "Was man sät", Aus dem Niederländischen von Helga von Beuningen, Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Erste Auflage 2021, 317 Seiten, ISBN 978 3 518 47165 4

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