Die Heldin reist. Doris Dörrie reist. Frau reist. Sie reist.
Die Filmemacherin und Schriftstellerin verknüpft die Erinnerungen an ihre Reisen nach San Francisco, Tokio und Marrakesch gekonnt und unterhaltsam mit sehr breit gefächerten und nie zu viel werdenden Reflexionen.
Es geht natürlich um das Frausein, um die Frau auf Reisen, die und das sie in Bezug zu den Heldengeschichten setzt. Es geht um das Verhältnis Mann / Frau, um das zu oft zwischen den Geschlechtern in Richtung Mann verschobene Machtgefüge, das sie selbst erlebt und oft auch bei anderen Paaren beobachtet hat. Es geht um das Unterwegssein an sich und dessen paradoxe Abhängigkeit von der Sesshaftigkeit. Es geht um drei gänzlich verschiedene (Frauen)freundschaften. Es geht um das Beurteilen und um Klischees und Vorurteile, die Nationalitäten, Geschlechter, Hautfarben betreffend und noch noch noch –
Dass sie bei all dem immer wieder ihre eigenen Unsicherheiten, die ihr selbst innenwohnenden Widersprüchlichkeiten, eben ihre Irrungen und Wirrungen einwebt und das in einer ganz ehrlichen, sich selbst nie zu ernst nehmenden Art und Weise, das hat mir die Lektüre und damit Frau Dörrie ungemein sympathisch gemacht. Ja, ich habe mich mit und in diesem Buch, trotz manch unangenehmer Erfahrungen, richtiggehend wohlgefühlt!
Ich bin gereist. Mit Doris Dörrie. Und bitte: tut Ihr es auch! So, so lohnenswert!
Doris Dörrie, geboren in Hannover, studierte Theater und Schauspiel in Kalifornien und in New York, entschloss sich dann aber, lieber Regie zu führen. Parallel zu ihrer Filmarbeit (u. a. Männer, Mitten ins Herz, Kirschblüten - Hanami) veröffentlichte sie Kurzgeschichten, Romane, ein Buch über das Schreiben (Leben, schreiben, atmen) und Kinderbücher. Sie leitet den Lehrstuhl Creative Writing an der Filmhochschule München und gibt immer wieder Schreibworkshops. Sie lebt in München.
Doris Dörrie, Die Heldin reist, Diogenes Verlag AG, Zürich 2022, 239 Seiten, ISBN 978 3 257 07184 9
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