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C Pam Zhang "Wie viel von diesen Hügeln ist Gold"


Zu C Pam Zhangs „Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ bin ich über meine Leserunde auf Instagram gekommen. Der Roman ist inhaltlich gegenläufig zu meinem persönlichen Lese-Mainstream 😉, deshalb hier die Inhaltsbeschreibung vom Buchdeckel, die mich dennoch zur Lektüre verführte:

C Pam Zhang "Wie viel von diesen Hügeln ist Gold"
C Pam Zhang "Wie viel von diesen Hügeln ist Gold"

Mit einer Pistole in den Händen und der Leiche des Vaters auf dem Rücken des Pferdes, sind die chinesischen Waisenkinder Lucy und Sam auf der Flucht durch die Prärie. Auf der Suche nach einem Ort für sein Begräbnis - und einem Zuhause, das so unerreichbar scheint wie das versprochene Gold in den Hügeln.

 

Spät und versteckt erschließt sich die zeitliche Verortung: Lucy und Sam absolvieren ihren ungewöhnlichen Ritt Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts - zur Zeit des amerikanischen Goldrausches, der auch das Familienleben der Geschwister bestimmt, und des Baus der Ost-West-Eisenbahnstrecke. Es scheint, dass C Pam Zhang keinen konkreten Wert darauflegt, die Geschehnisse zeitlich verbindlich zu verankern (die Kapitel sind mit Jahreszahlen wie bspw. „XX42“ gekennzeichnet), denn die Vielfalt der behandelten Themen sind heute so modern und aktuell wie sie es damals schon vor 150 Jahren waren wie zu jeder anderen beliebigen Zeit: 

Was macht ein Zuhause zu einem Zuhause?

Es geht um Herkunft und Identität, um Immigration und Rassismus, um Vorurteile, um die Ungleichheit in der Behandlung der Menschen und die daraus begründete Ausbeutung und Ausgrenzung, um Mobbing, wenn ich es modern ausdrücke, hier insbesondere der chinesischen Einwanderer in den USA. Im „Land der verschwundenen Dinge“ (S. 160) geht es um die Zerstörung der Natur, die Ausrottung der Tiere und Menschen durch den Menschen. Und mit der Figur des/der Sam(antha) hat die Autorin so selbstverständlich und natürlich auch das Queersein und Gendern in diese oder jene Zeit gepackt.

 

Besonders stark erlebe ich die Geschichte, wenn sie bei dem so gegensätzlichen Geschwisterpaar ist und dies ist sie über die längsten Strecken des Romans. Lucy - aus deren Perspektive hauptsächlich erzählt wird - strebt wie ihre Mutter, die Ma, nach einem ‚zivilisierten‘ Leben, nach Sicherheit und Ankommen, nach einem Zuhause, Sam wiederum spielt mit all dem, wonach sich Lucy sehnt oder was die Schwester in Bezug auf Herkunft oder Identität verleugnet. 

 

Zhangs Sprache (übersetzt von Eva Regul) erzeugt faszinierende und haftenbleibende Bilder, sie erzählt mit Intensität und mit einer traurig wehmütigen Kraft, dann wieder sind ihre Worte mit Glitzer (des Goldes) und der Magie durchwebt. Der Humor ist fein und durchscheinend. 

 

Dieser vielschichtige Roman im Westernstyle hat mich absolut überrascht, hat mich nahezu durchgängig mitgerissen und eingesaugt und erhält somit von mir eine ziemlich, ziemlich große Leseempfehlung.


C Pam Zhang wurde 1990 in Peking geboren, ist aber hauptsächlich ein Kind der Vereinigten Staaten. Sie hat bislang in dreizehn Städten gelebt und ist immer noch auf der Suche nach einem Zuhause. Zahllose Schreibstipendien wurden ihr verliehen, darunter das des renommierten Iowa Writers' Workshops. Ihre Literatur erschien u.a. in Harper's Bazaar und im New Yorker. "Wie viel von diesen Hügeln ist Gold" ist ihr Debütroman, der in den USA zur hochgelobten Überraschungssensation des Jahres wurde. Der Bestseller schaffte es auf die Longlist des Booker Prize und wurde 2020 zu einem von Obamas Lieblingsbüchern gekürt. Zhang lebt zurzeit in San Francisco.

 

Eva Regul, geboren 1974 in Kiel, studierte Literaturwissenschaft in Berlin und lebte anschließend in London. Nach ersten Übersetzungen während des Studiums arbeitete sie mehrere Jahre als Untertitlerin. 2019 kehrte sie in die Welt der Bücher zurück und überträgt seither Literatur aus dem britischen und amerikanischen Englisch ins Deutsche.


C Pam Zhang, Wie viel von diesen Hügeln ist Gold, Roman, Aus dem amerikanischen Englisch von Eva Regul, S. Fischer Verlag GmbH, Deutsche Erstausgabe Frankfurt/Main 2021, 348 Seiten, ISBN 978 3 10 397392 1

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