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Elif Shafak "Der Geruch des Paradieses"


Inhalt

Beschreibung vom Buchrücken: „Als Peri auf dem Weg zu einer Dinnerparty in Istanbul auf offener Straße überfallen wird, fällt ein Foto aus ihrer Handtasche - ein Relikt aus ihrer Studienzeit in Oxford. Daraufhin wird sie von der Erinnerung an einen Skandal eingeholt, der ihre Welt für immer aus den Fugen gehoben hat.“ 


Meine Meinung:

Elif Shafak "Der Geruch des Paradieses"
Elif Shafak "Der Geruch des Paradieses"

Ich mochte Elif Shafaks „Der Geruch des Paradieses“:

 

… wegen Istanbul und Oxford, die vom Setting und der Stimmung unterschiedlicher nicht sein konnten und beide Schauplätze doch so nah erlebbar herausgearbeitet waren,


… wegen der Hauptfigur, Nazperi Nalbantoğlu, kurz Peri, mit der ich mitfühlte.  Hin- und hergerissen zwischen der streng gläubigen Mutter und dem eher weltlich-pragmatisch, jedenfalls vom Glauben losgelösten Vater und hineingeboren in eine politisch und zwischen Moderne und Tradition zerrissene Familie, deren Wurzeln sie dennoch festhielten,


… wegen ihrer Zweifel, ihrer Unsicherheit, ihrer Verwirrtheit - Peri, die gerne glauben wollte, wie ihre Kommilitonin Mona, doch ebenso Positionen der Nichtgläubigen wie die der Freundin Shirin verstand, die deswegen im Kurs des Oxford-Professors Azur Antworten und Wege zu Gott suchte …,


… wegen der Methoden, der Persönlichkeit und der Haltung des Profs selbst: „Gewissheit führe zur Arroganz, Arroganz zu Blindheit, Blindheit zu Dunkelheit und Dunkelheit zu noch größerer Gewissheit“. (S. 376) - in Kombination mit seinem kunstvoll zerzausten Haar, seinen Rollkragenpullis, seinen Samtjacken 😉 ...,


… bei aller Ambivalenz: wegen des dennoch spürbar liebevollen Verhaftetseins Shafaks an ihre türkische Heimat und

 

… wegen ihrer intensiv-süchtig machenden Sprache und der fantasievollen Bilder, die meine Leselaune dauerhaft auf hohem Niveau hielten - übersetzt von Michaela Grabinger.

 

Ein für mich rundum gelungenes Buch, bei dem mich schlussendlich die in alle Richtungen und in alle aktuellen Bereiche fragende und in Frage stellende Grundhaltung Shafaks überzeugte: in Bezug auf die Gesellschaft, die Politik, die Religion, in Bezug auf Traditionen, auf Gott, die Philosophie, in Bezug auf das Leben eben - mit Liebe und Freundschaft inbegriffen sowieso. 

 

Und ganz persönlich als Bücherwurm noch wegen solcher Sätze: „Doch sie war nun einmal gern von Büchern umgeben, wie nichts sonst vermittelten sie ihr das Gefühl, frei zu sein.“ (S. 353)


Elif Shafak, in Straßburg geboren, gehört zu den meistgelesenen Schriftstellerinnen der Türkei. Die preisgekrönte Autorin von vierzehn Büchern, darunter Die vierzig Geheimnisse der Liebe (2013), Ehre (2014) und Der Architekt des Sultans (2015), schreibt auf Türkisch und auf Englisch. Elif Shafak lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in London und Istanbul.


Elif Shafak, Der Geruch des Paradieses, Aus dem Englischen von Michaela Grabinger, Kein & Aber, Zürich - Berlin 2016, 551 Seiten, ISBN 978 3 0369 5752 4

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