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Alex Capus "Das Leben ist gut"


Schon die ersten Seiten, in der Bücherei angelesen, machten mich sehr neugierig. Der kleine Funken wuchs zu Schockverliebtheit, als ich weiter in Alex Capus‘ Roman eintauchte… 

 

Aber erst einmal zurück auf null: Max ist Schriftsteller und Kneipier, seine Frau Juristin. Das Paar ist 25 Jahre liiert, lebt in einer schweizerischen Kleinstadt mit drei Söhnen und ist nun das erste Mal über Nacht von Tisch und Bett getrennt – Tina hat eine Gastprofessur an der Sorbonne.

„Ich denke und denke, ob ich will oder nicht.“ (S. 84)

Max lässt uns an seinem Alltag in der Sevilla-Bar umfänglich teilnehmen. Sein Blick von der Bartheke aus auf die Welt, ihr Gefüge, ihre Menschen ist gelassen-heiter, stets hinterfragend, aber (nahezu) nie urteilend. Er konstatiert den Lauf der menschlichen und weltlichen Dinge, beschreibt Veränderungen um sich herum, in die er sich selbst eingeschlossen sieht, aber nicht von allem, was angesagt und modern zu sein scheint, möchte er vereinnahmt werden. Eher passiv-introvertiert zeigt er sich dabei als genauer, kluger Beobachter, als Denker, Philosoph und Menschenkenner, als Schlitzohr und - als Liebender.  

 

Nun - ein Stierkopf, ein toro, spielt noch eine große Rolle in der Sevilla-Bar und auch in Max‘ Gedanken. Viel will ich dazu nicht verraten – aber er belebt die Dinge und macht Max erstaunlich spontan und beweglich.

 

„Das Leben ist gut“ ist voller Hirn, Herz und Humor - ja, das bringt es für mich genauso beschrieben auf den Punkt.

  

Trotz des etwas unzufriedenstellenden Schlusses große Leseempfehlung, mit Ambitionen, sich zum Jahresende in die Highlights einzureihen.


Alex Capus, geboren 1961 in der Normandie, lebt heute in der Schweiz. 1994 veröffentlichte er seinen ersten Erzählungsband, dem seither zahlreiche weitere Bücher folgten. Bei Hanser erschienen die Romane Léon und Louise (2011), Fast ein bisschen Frühling (2012), Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer (2013) und Reisen im Licht der Sterne (Neuausgabe, 2015), außerdem Skidoo (Meine Reise durch die Geisterstädte des Wilden Westens, 2012), Mein Nachbar Urs (Geschichten aus der Kleinstadt, 2014) und Seiltänzer (Hanser Box, 2015).


Alex Capus, Das Leben ist gut, Carl Hanser Verlag, München 2016, 239 Seiten, ISBN 978 3 446 25267 7

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