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Dorit Linke "Jenseits der blauen Grenze"


Freiheit heißt frei entscheiden. Wie und mit wem du dein Leben gestaltest, welchen Beruf du wählst, wo du wohnen, wohin du reisen willst, was du denkst, was du sagst, was du tust. An dir sollte es sein, über dein Leben zu entscheiden - 

 

Hanna, Andreas und Jens spüren ganz deutlich die Grenzen, die ihnen bei Entscheidungen über ihre Zukunft auferlegt werden, denn sie wachsen in Rostock in den 1980ern auf. Abitur, Studienzulassung, Ausbildung – werden gewährt oder entzogen in Abhängigkeit von Einstellung und Verhalten gegenüber der Linie, die der DDR-Staat vorgibt. 

Dorit Linke "Jenseits der blauen Grenze"
Dorit Linke "Jenseits der blauen Grenze"

Aus Hannas Perspektive beschreibt Dorit Linke zum einen rückblickend deren Alltag und wie sich für Andreas und Hanna das Begehren entwickelt zu fliehen. Die Autorin erzählt leicht und mit Humor, ganz auf ihre jungen Hauptakteure abgestimmt, aber immer deutlich die unschönen Seiten aufzeigend. So fängt sie die Stimmungs- und Lebenslage der drei Jugendlichen äußerst authentisch ein – mit Szenen, die heute so unwirklich und bizarr wirken, wie bspw. der Besuch der bekannten Intershops, und die ich dennoch genauso bestätigen kann.

 

Im zweiten Erzählstrang im Spätsommer 1989 begleiten wir dann Hanna und Andreas bei ihrer Flucht – schwimmend über die Ostsee! Zwischen 1961 und 1989 gab es etwa 5.600 Versuche, die DDR allein nur über die Ostsee zu verlassen. Schwimmend, tauchend, auf Luftmatratzen, auf Surfboards, in Ruderbooten... 174 Menschen starben, ca. 900 waren erfolgreich. Einfach nur irre. Stundenlang im Wasser, im offenen Meer, ohne festen Boden unter den Füßen – das ist wie jede Flucht unter Lebensgefahr dennoch noch eine Dimension mehr beklemmend und quälend.

 

„Jenseits der blauen Grenze“ war 2015 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Völlig berechtigt. Von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung für Leser*innen jeden Alters.


Dorit Linke, geboren 1971 in Rostock, wuchs in der DDR auf. Sie machte Abitur, war Leistungssportlerin und Rettungsschwimmerin. Den politischen Wandel Ende der Achtziger erlebte sie bewusst mit, nahm an den Montagsdemonstrationen teil und war achtzehn Jahre alt, als die Mauer fiel.

Heute lebt und arbeitet sie in Berlin. Jenseits der blauen Grenze ist ihr erster Roman und wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.


Dorit Linke, Jenseits der blauen Grenze, Magellan GmbH & Co. KG, 3. Auflage, Bamberg 2019, 303 Seiten, ISBN 978 3 7348 8201 2

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