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Markus Zusak "Die Bücherdiebin"


Leseanlass

Der Buchtitel ist einfach genial und programmiert zum Zugreifen, Kaufen, Ausleihen etc.! Und ich wusste echt nicht, welch erfolgreiches Buch ich mir da ausgeliehen hatte.


Buchinhalt

Ein zehnjähriges Mädchen kommt zu Zeiten Nazi-Deutschlands in eine Pflegefamilie – zu den Hubermanns in die Himmelstraße nach Molching bei München. Dort erlebt sie ein großherziges Pflegeelternpaar und dadurch eine Kindheit, die menschlich alles bietet, was eine Kindheit in diesen Zeiten einigermaßen glücklich machen kann. Sie entdeckt darin ihre Liebe zu Büchern und zu den Worten, gefördert durch ihren Pflegevater Hans, wird jedoch angesichts der ökonomisch bescheidenen Familiensituation zur Bücherdiebin. Aber auch Familie Hubermann lebt nicht außerhalb der Welt - und so werden die Hubermanns, die Himmelstraße und ganz Molching mehr und mehr in den Strudel der Kriegs- und Zeitereignisse gezogen.


Buchkritik

Kaum der erste Urlaubstag verflossen und schon ist ein dickes, fettes Buch ausgelesen. Und was für ein Buch! Natürlich habe ich die 586 Seiten nicht an einem Tag gelesen. Dennoch: Markus Zusak ist einfach ein außerordentlicher Erzähler, der mich ganz, ganz fest an seine Geschichte getackert hat. Warum?

 

Erstens: Auffällig ist die ungewöhnliche Struktur des Buches:

Die Buchteile, bestehend aus Überschrift und "Mitwirkende"
Die Buchteile, bestehend aus Überschrift und "Mitwirkende"
Dann häufige Kapitelzwischenüberschriften. Ein paar einleitende Worte über die Person, die Sache, die Situation. Dann der Kapitelinhalt selbst.
Dann häufige Kapitelzwischenüberschriften. Ein paar einleitende Worte über die Person, die Sache, die Situation. Dann der Kapitelinhalt selbst.

Dieser brüchig wirkende Aufbau war für mich beim ersten Blick ins Buch abschreckend und ich habe es deshalb von den drei ausgeliehenen Büchereibüchern (die anderen zwei: Delphine de Vigan "No und ich" und Hape Kerkeling "Der Junge muss an die frische Luft" ) als letztes in die Reihe gestellt und gelesen (und auch wegen der Seitenanzahl 😊). Irrtum! Gerade dadurch wird das Buch unheimlich lebendig und kurzweilig.

Zweitens: Der Roman hat einen auktorialen, allwissenden Ich-Erzähler und das ist niemand Geringeres als der Tod. Und das ist natürlich ein Coup: im zweiten Weltkrieg den Tod zum Erzähler zu wählen, denn der ist überall und so zahlreich zu finden und das könnte so unheimlich sein – ABER: er ist sympathisch, voller Humor und mitfühlend für seine ‚Leute‘ und sich fast entschuldigend für seine Aufgabe, die toten Seelen holen zu müssen!

 

Drittens: Ein Jugendbuch? Pah, nein. Ja, natürlich! Ein Buch von ca. zehn Jahren bis nach oben offenen Alters, mitreißend und in einer angenehm leichten und lebendigen Sprache geschrieben. Die wenigen Längen zwischendrin: vergessen!, es nimmt zum Schluss noch mal so richtig Fahrt auf. Taschentücher bereitlegen!

 

Fünf Miezen! Natürlich. Was sonst!


Markus Zusak, Die Bücherdiebin, Aus dem Englischen von Alexandra Ernst, Original erschienen 2005 unter dem Titel "The book thief", Copyright der deutschsprachigen Ausgabe by cbj/Blanvalet Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, 7. Auflage München 2008, 586 Seiten, ISBN 978-3-7645-0284-3

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