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Robert Seethaler "Der letzte Satz"


Inhalt

Gustav Mahler (1860-1910) befindet sich – todeskrank - auf seiner letzten (Schiffs-)Reise von New York in die europäische Heimat und hält Rückblick auf sein Leben und sein musikalisch-kompositorisches Wirken mit Momenten aller Nuancen.


Mieze-Kritik zu "Der letzte Satz"

"Die Grundstimmung meines Lebens ist die Sehnsucht nach Stille.

Das Schreiben ist für mich, als würde ich dem Schweigen Worte abringen."

(Robert Seethaler)

Der neueste Roman von Robert Seethaler, wenn man den schmalen Band so nennen will, hat nur 126 Seiten. Ein Buch über den weltberühmten Komponisten und Dirigenten Gustav Mahler, den ich zwar vom Namen kannte, zu dem ich sonst jedoch keinerlei Bezug hatte.

 

Ich habe diese 126 Seiten nicht verschlungen. Ich habe das Buch nicht zügig ausgelesen. Trotz der nur einhundertsechsundzwanzig Seiten oder gerade deswegen. Die Knappheit des Romans fordert insgeheim auf, die Sätze, den „Letzten Satz“, aufmerksam zu lesen, dann kann man in jeden Satz, jeden Abschnitt, jede Seite hineinlesen und wenn man sich darauf einlässt, im Sinne des Musikers, hineinhören. Entschleunigtes Lesen quasi, viele Passagen habe ich schon ein zweites und drittes Mal wiederholt, das Buch war schon vor Tagen ausgelesen.

 

„Der letzte Satz“ hat mich in seiner melancholisch-ruhigen Art in seinen Bann gezogen, sprachlich ausgefeilt, bereinigt von allem Überflüssigen und – als letzten Satz im Leben Gustav Mahlers begriffen fast im Stil eines Requiems.

 

Meine Seethaler-Begeisterung hält an, auch mit „Der letzte Satz“. Sie begann mit einem Geschenk von Claudia vor zwei Jahren. Ein paar Monate später las ich – bereits 2014 erschienen - „Ein ganzes Leben“: Der Schauplatz – die Geschichte um den Außenseiter Andreas Egger spielt in den Bergen – in Kombination mit der Sprache - angenehm klar, schnörkellos und punktgenau mit einem feinen Humor durchsetzt – überzeugten mich in der Gesamtheit fast mehr noch als „Das Feld“.

 

Nun also „Der letzte Satz“, neuester Roman von Robert Seethaler und gerade auf die Longlist gesetzt, die Nominiertenliste für den Deutschen Buchpreis, „Der letzte Satz“ ist also unter den zwanzig besten Büchern des Jahres 2020 (2019 war der Gewinner Saŝa Staniŝić mit „Herkunft“, hier erst kürzlich rezensiert).

 

Doch irgendetwas fehlt mir beim Lesen, vielleicht ist der Autor zu sehr bei Mahler. Vielleicht ist es aber auch die Dominanz des Abschiednehmens des Komponisten, die mir zu stark aufs Lesegemüt schlägt, und mir damit die Leichtigkeit beim Lesen abhandenkommt.

  

Hier also der letzte Satz: „Und das war gut, denn es war Zeit, zu gehen.“ (S. 126)

P. S. Hinweisen möchte ich hier auch auf den Artikel über Robert Seethaler im Stern Nr. 32 vom 30.07.2020 "Verschwommen sehe ich klar", aus dem auch das obige Zitat stammt.


Robert Seethaler, Der letzte Satz, Hanser Berlin in der Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München, 2. Auflage 2010, 126 Seiten, ISBN 978 3 446 26788 6

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