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Jakob Hein "Kaltes Wasser"


Leseanlass

Jakob Hein ist der Sohn von Christoph Hein (Autor von "Verwirrnis" und „Der fremde Freund“ und des wunderhübschen Kinderbuches "Alles, was du brauchst"). Darauf, dass Christoph Hein auch einen schreibenden Sohn hat, hat mich Schulfreundin Claudia aufmerksam gemacht 😊


 Inhalt

Hauptfigur des Romans ist Friedrich Bender, ein Kind der DDR und zur Wendezeit Abiturient.

 Friedrich ist ein – Geschichtenerzähler, Aufschneider, ein Hochstapler par excellence – von Kindheit an und in allen weiteren Lebensphasen hat er seine Fantasie und ihre Umsetzung trainiert: schon in Kindheitstagen in der Familie, dann Schule, Studium, Arbeitsleben. Er flunkert, er täuscht, er trickst, er gibt vor, mehr zu sein als er ist. Droht er aufzufliegen, wechselt er das Metier und nutzt alle faulen Kniffe und alle seiner Fantasie entspringenden Möglichkeiten zu manipulieren und sich durchs Leben zu gaukeln – ob als Gastronom ohne Gewerbeschein, als Student, dem es gelingen will, in zwei Semestern zum Diplom zu gelangen, als ‚adeliger‘ Partnervermittler, der in bessere Gesellschaftskreise vordringt und, und, und ---


Ja, was soll ich damit anfangen - die Kritik ;-)

 Jakob Hein hat bereits 15 Bücher veröffentlicht – und ich habe mir dieses nun ausgesucht aufgrund des Titels „Kaltes Wasser“… war irgendwie passend für die Hitzeperiode dieses vergangenen hochsommerlichen Junis 2019 (alle Literaturkritiker mögen schweigen)!?

  

Immer wieder fällt in den Kritiken (ein paar Auszüge hier) die Bezeichnung Schelmenroman für dieses Buch. Und das trifft zu – hätte ich es gewusst, hätte ich nicht zum Buch gegriffen: ist nicht gerade mein Lesegeschmack.

  

Nun, so viel dazu. Großes ABER:

 Es ist ein wirklich gutes und ein wirklich gut zu lesendes Buch, allen Aufschneidereien und Hochstapeleien der Hauptfigur zum Trotz. Blende ich mal aus, dass die Geschichten, die Friedrich Bender erlebt, alle irgendwie auf Sand gebaut sind, sind sie überaus lustig und unterhaltsam zu lesen (zumindest die meisten), auch wenn ich mir manchmal beim Lesen denke: Hey, Friedrich, du gehst mir auf den Geist mit deinen Flunkereien und du solltest endlich mal auffliegen (und das, leider ein Kritikpunkt, war schon zur Hälfte des Buches so, so dass ich dort eine größere Lesepause hatte).

  

Vor allem zum Anfang des Buches fühlte ich mich - selbst DDR-Kind, das nur ein Jahr vor Friedrich Bender Abitur gemacht hat - irgendwie geflasht von seinen Erinnerungen an die DDR-Schulzeit. Viele seiner Abenteuer nach der Wende im kapitalistischen Deutschland sind natürlich zugespitzt und übertrieben erzählt, und darum natürlich weniger zur persönlichen Identifikation geeignet, aber mit einem überaus wahren Kern.

  

Wo aber, wo - bei allem schönen Schein, den Friedrich um sich herum aufbaut - wo steckt der wirkliche Friedrich, wo steckt der Mensch Friedrich, der wahre Friedrich hinter dem Schelm? Für mich bleibt er leider in der Geschichte verborgen.

 

Deshalb schließlich

 

Jakob Hein, Kaltes Wasser, Verlag Galiani Berlin, 1. Auflage 2017,  234 Seiten, ISBN 978-3-462-05058-5


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